Ein Text von Milton Sidney Curtis.
Die Pfalz ist die Bravo Hits Vol. 128 der Weinwelt: Auf einen Banger folgt der nächste Hit und auf den nächsten Kracher der nächste Evergreen. Bürklin, Christmann, Rings, Odinstal, Jülg – die Liste ist lang und die Dichte an Weingütern, die exzellente Weine herstellen, dermaßen hoch, dass man vor lauter Top-Betrieben schier den Saumagen und das Dubbeglas nicht mehr sieht.
Wer genau hinschaut, findet neben Leuchttürmen familiengeführte Hidden Champs und junge Senkrechtstarter, die den unverkennbaren Style der Pfalz mit einem Augenzwinkern progressiv auf links drehen. Die Rebfläche des zweitgrößten Anbaugebiets Deutschlands ist 23.700 Hektar groß, startet südlich von Alzey und erstreckt sich bis zur französischen Grenze. Kurz gesagt: eine große Region für große Weine.
Rebsortentechnisch ist der Riesling King in der Pfalz, doch auch die Weiß- und Spätburgunder der Region wissen weltweit zu überzeugen. Die klimatischen Bedingungen erlauben es Weingütern außerdem, vollreife, extraktreiche Rotwein-Cuvées mit animierendem Gerbstoff und vollmundiger Frucht zu keltern, die den Franzosen, Spaniern und Italienern dieser Welt die Stirn bieten können. Teils gar aus verkannten Rebsorten wie Portugieser und Dornfelder, doch auch Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon fühlen sich in der Pfalz pudelwohl.
Die Böden wechseln ungefähr alle hundert Meter: von Granit zu Schiefer über Lehm bis hin zu Kalk. Im Glas findet sich dadurch eine aromatische Komplexität, die vielseitiger als die Brockhaus Enzyklopädie daherkommt. Ungefähr 3600 Betriebe, etwas weniger als die Hälfte davon im Haupterwerb, pflegen in der Pfalz mehr als 100 Millionen Rebstöcke und produzieren jährlich roundabout 2,5 Millionen Hektoliter Wein.
Vier dieser Betriebe bekommen diesen Monat bei Mission Genuss eine ganz besondere Bühne. An vorderster Front die Seckinger-Brüder Jonas, Lukas und Philipp aus Niederkirchen bei Deidesheim. Längst kein Hype mehr, sondern ein aufstrebender Betrieb, der sich zurecht etabliert hat und großes Ansehen genießt. Ob Einstiegstropfen oder Lagenwein – was das dreiköpfige Brüdergespann auf Flasche beamt, ist eigenständig, charakterstark und sucht in Sachen Trinkanimation seinesgleichen. Wie hier die eigene DNA und der Pfälzer Herkunftscharakter miteinander verwoben werden, begeistert jedes Mal aufs Neue.
Up next ist Sympathie-Schwergewicht Georg Lingenfelder, der in Großkarlbach maximal individuelle Tropfen produziert. Besonders lit: sein Liter-Konzept namens Concubine, das nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Natur schmeckt. Einmal als weiße Cuvée aus Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner, einmal als saftiger Pizza-und-Pasta-Wein aus 45 Jahre alten Dornfelder-Reben, die auf verwittertem Kalkstein stehen. Zweimal juicy as fuck. Besonders happy sind wir darüber, dass uns Georg am 17. März höchstpersönlich besuchen kommt, wenn es heißt: „Meet the Winemaker“. Hin da!
Ebenso fester Bestandteil unseres Pfälzer Portfolios sind die Weine von Michael Andres, der mit seinem Familienbetrieb in Ruppertsberg auf großartigen Rebflächen biodynamische Rieslinge im Einklang mit der Natur produziert. Seine Mission: Die verschiedenen Böden seiner 17 Hektar zur Geltung bringen. Das Ergebnis: Charakterstoff aus der Pfalz.
Last but not least freuen wir uns über die Weine von VDP-Mitglied Dr. Wehrheim. Das Besondere auch hier: die Bodenvielfalt. Rotliegend, Bundsandstein, Muschelkalk und Keuper – und das auf engstem Raum. Für maximale Vielfalt im Glas, die sich durch komplexe, konzentrierte, niemals fette, gleichzeitig elegante und ausdrucksstarke Weine bemerkbar macht.
In diesem Sinne: viel Spaß beim Schoppen-Shopping, wenn Mission Genuss auf Mission Pfalz geht. Cheers!
Weingut Seckinger
Foto: Tilo Wiedensohler